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Dienstag, 9. Oktober 2012

Kleider machen glücklich II (1800-1810)


...Hier geht es weiter mit der ersten Dekade des 19. Jahrhunderts (soweit man es zwischen 1800 und 1825 überhaupt genau zuordnen kann). Die Kleider stammen aus verschiedenen Museen, ich habe angegeben, wo, sofern ich es herausfinden konnte. Die meisten Kleider, nebst vielen Accessoires usw, habe ich auf Pinterest gefunden. Die Reihenfolge ist willkürlich.


Russisches Ballkleid um 1800. Das Batistkleid ist mit Metallfäden durchwirkt und am Saum bestickt. [H?]
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Eines meiner Lieblingskleider! Dieses Kleid aus einem eher schlichten Leinenstoff besticht einerseits durch den interessanten Schnitt (wellenförmiger Saum! Bootkragenausschnitt!), andererseits durch das bunte Blumenmuster an Saum, Ärmel und Ausschnitt. Dabei handelt es sich übrigens nicht um eine Stickerei, sondern, wie man in der Detailaufnahme sieht, um kleine Perlen: 

[Met]
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Seidenrobe, amerikanisch, ungefähr 1810. Interessante Farbe, man nennt sie, glaube ich, "Staub"... Sehr gut gefallen mir die pfauenfederähnlichen floralen Details am Saum. [Met]
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Englisches Abendkleid, 1807-1811. Die Seide wurde maschinell hergestellt, was ich historisch einigermaßen interessant finde. Die Stickereien an Saum, Ausschnitt und Ärmeln wurden aus Chenillegarn (eingedeutscht: Schnillje - kein Witz!) von Hand bestickt. Chenille heißt so, weil das Garn hergestellt wird, indem mehrere Fäden miteinander verzwirbelt werden. Dadurch stehen die Fasern der beteiligten Fäden ab, und das fertige Garn sieht entfernt aus wie eine haarige Raupe (frz. chénille). [V&A]
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Gazekleid, 1808. Die Stickereien wurden ebenfalls mit Chenillegarn gefertigt. Kleider aus Gaze erfreuten sich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit, als die Damen Tallien und Bonaparte zur Freude der Karikaturisten ganz Europas die Mode einführten, durchsichtige Oberbekleidung zu tragen. Weniger mutige Frauen dürften unter der Gaze ein Unterkleid getragen haben (s.u.), und den durchsichtigen Effekt an eher respektablen Körperteilen wie Arme oder Dekolleté genossen haben. [ML]
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Geplättet, wie es dort vor unseren Augen liegt, kann es seine ganze Schönheit eigentlich gar nicht entfalten. Tatsächlich handelt es sich um ein wunderschönes Seidenkleid; das heißt, es handelt sich um ein weißes ärmelloses Unterkleid mit einem bestickten Oberkleid aus einem sehr zarten Material (wohl wieder Gaze). Die grünen Pflanzenstickereien, die Rüschen, seidenen Tressen an Ausschnitt, Saum und Taille sind sehr fein gearbeitet. Mir gefallen die eingerollten Ärmel, haha. Das Kleid wurde vermutlich um 1800 in Frankreich gefertigt. [Met]
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Ein Mieder, definitiv kein Unterwäschestück, sondern wohl eher zur Veredelung eines schlichteren Tageskleides getragen. Dieses wohl aus Großbritannien stammende Exemplar lässt sich auf die Zeit um 1804 datieren und besteht aus Seide mit Blumenstickereien aus Baumwolle. [Met]
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Die kurz geschnittene Jacke, die in den 1790er Jahren zunächst für Militärs beliebt wurde, heißt Spencer (oder eingedeutscht Spenzer bzw. Spenser). Der kurze Schnitt passte gut mit der hohen Taille der Empiremode für Frauen zusammen, so wurde der Spencer auch für Frauen ein in den ersten Dekaden nach 1800 heißgeliebtes Kleidungsstück. Es wurde als leichte Jacke über dem Tageskleid getragen. Dieses sehr hübsche maigrüne Exemplar ist unbekannten Datums und unbekannter Herkunft. Der Glanz des Stoffes legt Seide als Material nahe. [Met]
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Kleid (um 1800) aus Baumwollgaze, mit Blumenmustern bestickt. Zum Abschluss hiermit eine eher unspektakuläre Vertreterin der Empire-Mode. Gleichwohl eine typische: die charakteristischen Merkmale der Mode um 1800 und im ersten Jahrzehnt danach werden deutlich: ein feiner, schlichter Stoff, möglichst wenig blickdicht; hohe Taille; kleine Ärmel, gerne etwas gepufft; der Rock fällt locker auf die Füße, mit einer kleinen Schleppe in der (gerüschten) Rückenpartie. Kein Korsett vonnöten, jedenfalls vorerst.

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Museen: [Met] Metropolitan Museum of Art, New York
[V&A] Victoria and Albert Museum, London
[ML] Museum of London
[H] Hermitage, Sankt Petersburg


1 Kommentar:

  1. Mein Gott! Die Kleider sind so schön. Vor allem das aus Russland mit den kleinen Punkten... Wundervoll...

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